Der Staubfänger kann gar nicht so viel kotzen wie er fressen muss

Es geht der Staubfänger Redaktion ziemlich auf den Sack wie jeder Piefke sich für ein Abstraktum wie KUNST oder ARBEIT nowadays selbst ausbeutet.
Es geht uns mächtig auf die Eierstöcke wie ein jeder Hans Dampf in allen Gassen seine Sekunden-Ficker-Ergüsse in asozialen Networks zum Besten gibt.
Es nervt uns wie Hinz und Kuntz Ihre gefälschten Perlen vor die fett gefressenen Säue werfen.
Auch wenn wir es gar nicht beurteilen wollen oder gar könnten.
Und ja, wir wissen selber, dass auch wir aus dieser Nummer nicht mehr rauskommen. Niemehr. Trotzdem:
In Anbetracht von 60 % Nichtübernahme in Festanstellungsverhältnisse mit möglicher Zukunftsplanung;
In Inkaufnahme von zuviel unbezahlter Arbeit widmet sich unser Praktikant, vormals Vollasi genannt,
der täglichen Lektüre von Neuerscheinungen auf dem very intelellen german Buchmarkt.
(Aprops Intelell: Bei Konsum von 3Sat und Arte kotzen wir gemeinsam mit Ihm auf der Kneipentoilette um die Wette.)
Staubfänger freut sich daher insbesondere grade Ihn, den Vollasi,  zu belanglosen Glossen im hiesigen Kulturentertainmentmoloch verdonnert zu haben.
In diesem kann er frei über die von den gepimperten Mediencheffes gehypten Bücher , Autoren
und Verlage sein Urteil fällen. ANGSTFREI, weil er seine vier Buchstaben  auf keinem von Papi und Mami gesichertem Posten verlieren kann.
Und total prekär, weil er nie für eine Woche Arbeit ein Monatsgehalt von 4500 €uronen kassieren wird.
Er hat ja nichts, soll nichts weiter haben, und in Zukunft auch nichts mehr bekommen. Ist so gewollt, von uns, den Staubfängern,  und auch von der Regierung. Genau.
Und interessieren tut es, by the way,  auch Niemanden. (Ausser vielleicht ein paar Tschabos die vorm Penny um die Wette ihre Hülsen knacken.)
Falls also jemand wissen will , wie man eine sogenannte linke Publikumszeitschrift auf der Linksspur (ohne Führerschein) überholt:
Dem werten Leser hier als Kostprobe zwei  Rezensionen, äh, pardon,  Glossen des Praktikanten Vollasi über  jüngere Erscheinungen des ach so wichtigen (Wichtig kommt ja bekanntlich von Wicht) deutschsprachigen Buchmarkts:

 

„100 Zeilen Hass“ von Maxim Biller, Hoffmann und Campe Verlag, April 2017, 400 Seiten, 25 €

Um die bauernschlauen Siegertypen der Politik- und Medienlandschaft der 90er gekonnt zu kritisieren brauchte es einen intelligenteren, arroganteren Snob als eben Diese.
Und den hatte das 1996 in der Versenkung verschwundene Magazin TEMPO in Maxim Biller gefunden.
„100 Zeilen Hass“ ist ein provokanter, guter Titel. 2017 brüstet sich der überbewertete Hoffmann & Campe Verlag mit deren in edlem Leinen erschienenen Publikation.
In TEMPO erhielt Biller monatlich die Gelegenheit über und gegen alle Deutschtümelei dieser Jahre zu schreiben. Mit seiner vermeintlichen Außenseiterkolumne traf er in den 90ern, diesem miefigen Pseudo-Hipster-Jahrzehnt, stets die Richtigen. Bewirkt hat er damit wahrscheinlich genau so wenig wie heute Einer etwas mit Hasstiraden gegen die Verhältnisse ausrichten kann.
Das Buch ist ein gelungener Beleg darüber, wie gekonnt wortgewandt und durchdacht Billers monatliche Kolumnen waren und heute noch sind.

Salopp, frisch von der Leber weg, zynischen, freien Blicks mit offenem Visier geht es in Ihnen liebevoll gegen Alles und Jeden außer Biller selbst.
Erfrischende Seitenhiebe auf den Politik- und Literaturbetrieb des damals jüngst wiedervereinigten Lands der Dummdeutschen treffen auf vor stilsicherer Arroganz strotzende Bonmots. Das ist Lesespaß.
Einstweilen muss ein Enddreißiger wie ich das Buch aber aus der Hand legen um sich in die Zeit zurück zu versetzen in der er grade mal ein pickeliger Teenager ohne Wahlberechtigung war. Doch die erneute Aufnahme des Lesens lohnt und bereichert den Wortschatz. In keinem anderen Buch, finden sich so schöne Wortschöpfungen wie „90er-Jahre-Neo-Linker“ oder der „KONKRET-Mielke-Gremliza“.
In Anbetracht dieser herrlichen Wortkreationen sind die Texte des Möchtegern-Heines Maxim Biller ein erfrischender Genuss und allen sprunghaften Überfliegern des Pseudo-Gonzo-Journalismus ins Hirn zu hämmern.
Zum Ende hin langweilt es Zeuge zu werden wie eine Krähe im Buhlen um Lesergunst und mediale-5-Sekunden Aufmerksamkeit der Anderen ans Leder geht. Biller, selbst Teil der von Ihm aufs Korn genommenen und zu Recht verhöhnten Kulturindustrienation, ist längst von seinem Außenseiterposten in Ihr Fernseher-OFF weggelobt worden. Er hat den Posten des zynischen Outsiders verloren. Das Buch bleibt lesenswerte, amüsante Nostalgie.

Und die zweite Glosse zu einem Buch was auf die Longlist zu irgendeinem dämlichen deutschen Buchpreis gelandet ist:

 

„Phantome“ von Robert Prosser, Ullsteinfünf, 336 Seiten, 20 €

Der Klappentext ist vielversprechend: Ein intensiver, politischer Roman, der sich mit dem verdrängten Balkankrieg der 90er auseinandersetzt und lange nachhallt.

Es tönt von kenntnisreicher Auseinandersetzung.
Ganz im Sinn des deutschen Politikbetriebs mit seinem einseitigen, selbstkritiklosen Bild des Krieges hat Musterschüler Prosser mit Hilfe der Robert-Bosch Stiftung brav seine Hausaufgaben erledigt.
Beim hippen Cover, Titel und der Vorankündigung könnt’ man denken:
Paßt wie Arsch auf Eimer.

Cover im rot-blauen Balkankitsch; Titel „Phantome“ fürs Ex-Titoland.

Genschman, Schröder und Fischer sei Dank, darf man lesen, wie Prosser das Phantom Jugoslawien zwei Jahrzehnte später darstellt:
Ein ideologisch stark gefärbtes Buch ist’s geworden.Ein Roman ist ja auch kein Sachbuch.
Die Struktur des Romans: leicht durchschaut, ein pageturner.

Der Graffiti-Writer-Szene-Jargon zu Beginn: Gewollt, unglaubhaft und nervig.
Schlimmer: Einseitige Schuldzuweisungen an die Serben.
Serben sind Tschetniks, Kriegsverbrecher, Opportunisten, Vergewaltiger.
Wenig Worte von den Gräueltaten der Muslime oder gar der Kroaten. Der Vorwurf eines Opfers auf Seite 79, man hätte über gewisse Dinge unter Tito nicht sprechen dürfen, bleibt Behauptung.
Über diese einseitige Schuldzuweisung an die Serben kann auch Prossers Hinweis in der Danksagung, sein Bosnien sei nicht das reale, echte Bosnien, nicht hinwegtäuschen.
„Phantome“ liest sich in den mittleren Kapiteln wie ein billiger Gewaltporno oder „Actionfilm“.
Der Titel verspricht mehr Sensibilität als Prosser einlöst.

Vom Kanonenfutter zum Lesestoff machen Prosser und Ullsteinfünf die Opfer des Krieges.
Im Hintergrund hör ich Schwarzenegger „Action“ brüllen.

„Phantome“ ist die Perversion der Sieger einen komplexen Konflikt samt Love-Story in profitable Unterhaltung zu gießen.
Die Darstellung der Sinnlosigkeit des Kriegs misslingt Prosser. Er endet im zurückgehaltenen Orgasmus und Gewaltkitsch. Da ändern auch teils gelungenen Wortspiele wie „ „Alle machen auf Riot, aber eigentlich ist`s Merchandise“ oder „Klarer Fall von Lackdosenintoleranz“ nichts.
Fazit: „Phantome“ ist Altpapier zum Verramschen.
Unter Lackdosenintoleranz leiden Autor und Verlag.
Prossers Schreiberiot ist Merchantscheiß.

Ullstein 5? Setzen, 6.  

Viel Dank geht raus an unseren Staubfänger Praktikanten Vollasi. Für all die unbezahlte Maloche, das Richtigstellen der Zeilen im Bleisatz, das Tuning der Meinung, seinen Geschmack und sein sicheres Stilverständnis.

P.S.: Die Staubfängerredaktion bittet um Verzeihung Kommaregeln der alten und der neuen deutschen Rechtschreibung nicht ausreichend berücksichtigen zu können. Für die Anstellung eines Korrekturlesers fehlt Ihr schlichtweg das nötige Kleingeld und Interesse.

 

 

 



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