Neolibs Brainfuck: „Lernen“ ohne Ende…

Ich häng vor den Kisten seit 20 Jahren. Ach, Quatsch, seit über 30 Jahren. Alles fing mit der Brotdose an. Floppy Disks, Gaming, Datasette… Games kopieren, Games tauschen, Radiomitschnitte von Mucke machen.

Seitdem habe ich mich mit Computing beschäftigt. Bin halt ein neugieriges Kerlchen. Und Spaß macht das ja auch. 
In den Jahren 1990 bis 2000 dann die Entwicklungssprünge – vom Rollenspieler (AD&D, Shadowrun, Toons, Blood Bowl, Warhammer Fantasy Battle und Warhammer 40K) hin zum Sk8teboarding, zum HIP-HOP, Sprühen, Bilder in der Stadt malen, Comics zeichnen, Comic-Fanzines machen im Copy-Shop…

Eigentlich waren es die RPGs die das Zeichnen sehr gefördert haben, mit all Ihren tollen Illustrationen. Zwischendurch noch ein Praktikum in der Animationsbranche, für so Filme wie Werner, Pipi-Langstrumpf, Das kleine Arschloch…“das Kleine Arschloch“ war dabei eigentlich das einzig Geile. „Werner“ mochte ich nie so richtig, das war mehr der Bespassungscomic für Spiesser. Und Astrid Lindgren ist auch „Geht so“.. Und ja, damals ging das los, diese  „Medienbranchenausbeutung at its best“…

Und dann, Anfang der NULLer Jahre, der erste Mac, ein G3 Powerboook. Die erste eigenen Internetsite: stoove.net. Alles noch vor dem web2.0. Ein Praktikum als Screendesigner, so nannte man damals die webdesigner, bei einem digitalen Salon in Hamburg im schnöseligen Harvesterhude. Internetklempnerei für die Promi-Idioten die zu zu bekloppt sind sich ’ne eigene Internetsite aufzuziehen..Mein Part: Animationen machen. Einen kleinen Tropfen, der mich heute ans Druplicon erinnert , den musste ich animieren. Mit Adobe Flash. Tote Technik. Mittlerweile, seit der IPhone-Schwemme, mehr als tot. Aber gebockt hat es schon…

Nach stoove.net dann irgendwann die erste WordPress-Site. Mit WordPress 4, dann WP5, heute WP6…ach über 100 Sites habe ich mit dem Content Management System (CMS) hochgeballert. Und in all die anderen reingeschaut: Drupal, Typo3, Joomla…boah, wieviel willste eigentlich noch lernen…Und jetzt verzocken die Kids Ihre Lebenszeit eh nur noch auf Tik-Tok, Insta, Mastodon, Twitter…so what? It doch egal, ich mach das ja für mich, für mein mindset…und knall ohne Ende Daten raus, für den einen Datenmüll, für den anderen bare Münze. Daten sind ja jetzt das neue Gold, das neue Öl…Und zwar alle unsere Daten… Hier eine alte Momentaufnahme unseres Big-Brother-Auges aus dem Jahr 2022:

Da wirst Du doch verrückt in der Birne. Denkst ständig Du verpasst was, und managen kannste all die ganzen social networks auch nicht – da bräuchste eigentlich einen bot für…Blogging spielt heute kaum noch eine Rolle. Alle haben wir uns abkappseln lassen in immer kleinere Einheiten, Units, Networks…kein Wunder dass  all die sozialen Institutionen wie Gewerkschaften und Kirchen einen Mitgliederschwund verzeichen, wenn jeder nur noch vorm Screen dem Gossip lauscht…

Hey, was mach ich hier eigentlich? Ich wollte doch einen Artikel übers Programmieren schreiben. Und einen Artikel über das mindset eines Programmierers, eines Makers, eines Machers…Ständig lernst Du dazu, bringst also eine ständige Lernbereitschaft mit. Obwohl Du schon zig Zertifikate in der Tasche hast. Und seit 2007 sogar ein Diplom vom Staat, von irgendeiner x-beliebigen Bildungsinstitution die all den Oekonomisieringswahn der Neo-Libs im Bildungssektor genau so mit gegangen ist, wie all die anderen Lebensbereiche in diesem totalitären Kapitalismus. Aber das zählt scheinbar nichts mehr. Das Bildungsversprechen geht nicht auf.
Und seitdem die GAFAS (Google, Amazon, Facebook, Apple) am Start sind, wird überall fleissig gerankt, gewertet, abgewertet, hochgejubelt was das Zeug hält. Wars das was mein Daddy meinte, als mal zu mir sagte: „Du musst nicht immer alles bewerten“ ? Glaub schon…Anyway, in den TOP-Rank, da wollen wir doch alle hin, oder nicht? Ach was, Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist Alles Nichts:

Du kommst als einzelner gar nicht mehr hinterher mit dem Lernen, Selbstoptimieren, Ranken, Checken und Auswerten deiner „Performance“.
Erstrecht nich‘ als kleine Arbeitsbiene die in irgendeiner Klitsche Ihre Funktion erfüllen soll.
Man euphemisiert das mit Buzzwords wie „Lebenslanges Lernen“, „Macht doch auch Spaß“, „Skillset“, „Agility“, „flexibles mindset“…Selbst die Gewerkschaften gehen diesen Coaching-Neusprech-Scheiss mit.
Sind wahrscheinlich selbst mittlerweile von den ganzen Bertelsmännern unterwandert…
Ja, das ist das auf der Rolltreppe nach unten Gegenanrennen, genau…Der totale Brainfuck fürs Individuum. Ganz toll.
Sidenote: Brainfuck ist eine sogennnaten „esoterische“ Programmiersprache, schaut mal dort: https://de.wikipedia.org/wiki/Brainfuck

Was vielleicht gegen den totalen Brainfuck samt barrierefreiem Kapern der Hirne helfen würde ist ein kurzes Listening to diesem Track:

 

Bei all dem Gegenanrennen bleibt bei den Menschen in den Teams der Megacons und städtischen Verwaltungen die Empathie auf der Strecke. Aber volle Kanne. Das wäre deren Putzzeit, und deren Mitgefühl ist schon längst weggeschrubbt.

Klar man entledigt sich unnötigen Gepäcks wenn man flexiblel bleiben will. Die Solidarität (die auch Nichts bringt) hat man gleich oben abgegeben, um im Fight nach unten sich nicht verdächtig zu machen, auch noch ein Gewerkschafter zu sein..
Ach was, die meisten Menschen heute wissen doch gar nicht mal mehr, dass es sowas wie Gewerkschaft überhaupt gibt.
Erst Recht nicht in der Tech-Medien-Werbe-LifetimeLearning-Branche.

Vielleicht gibst das noch beim CCC, oder bei den Kumpels aus den Künstlerhäusern, aber in den voll auf Funktionieren und Profit machen ausgerichteten Internetklitschen ist davon kein Deut mehr übrig. Das ist überwiegend nur noch Deko. Wenn Ihr nur Cherry-Picking betreibt bei unseren Low- und High-Performern bringt mir der Obstsalat Njiente – Schiebt Euch Eure Obstangebote in den Arsch.

Am schlimmsten sind diese Kackläden die Dir die ganzen Roller und vermeindlich tollen Dienstleistungen vor die Tür und ins Haus stellen. Public Private Partnerships (PPPs, so hieß auch mal ein RPG: Plüsch, Power, Plunder – ich glaub wir haben das nur einmal gezockt, weils irgendwie ein echt schlechtes Regelwerk hatte..) strömen wie Pilze aus dem Boden, und werden am Ende von den GAFAs geschluckt..auch hier:

Toller Luxus für den Einzelnen, oder Du darfst Dir gleich selbst die Dienstleistung erbringen, Dir einen überteuerten Roller mieten und n paar Kilometer damit fahren, Dir einen runterholen auf künstlich gepimpte Pornotrullas die selbst am Rande des Existenzminimums immer alles schlucken müssen – was für ein Dreck. 

Scheisse ist auch: Genau der Roller piepst Dich dann Sonntagmorgens um 6 wieder aus dem Schlaf, weil er vor Deiner Tür geparkt wurde…
Alter Falter, das geht gar nicht: Deine Konsum-Opfer-Haltung, und das Ding nicht mit ’nem Hammer zu zersmashen.
Auch hier wieder: Profit vor Solidarität für neunmalkluge Tech-Enterpreneure.
Ich glaube das ist das Problem unserer Zeit, Da helfen auch keine „agilen Managementmethoden“, wenn es nicht in der Birne mal klick gemacht hat.

SCRUM ist nur ein Euphemismus für Fließbandarbeit, FUCK IT:

So, das wars, jetzt hab ich keinen Bock mehr meine Gedanken für umme hier weiter zu teilen.
Vielleicht mach aus der Glosse ne Serie, aber erst dann wenn ich wieder Bock drauf hab, was zu tippen.

Bleibt stabil, lasst Euch nicht verarschen, helft den Schwachen, lernt mal „Klassenkampf“ innwendig – und Backup nicht vergessen…
Kein Backup – kein Mitleid.

 



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